Synonyme: Neurodermitis; Dermatitis atopica; atopisches Ekzem

Definition:
chronisch oder chronisch-rezidivierendes Ekzem, bedingt durch verschiedene immunologische Faktoren (Reaktionen gegen exogene oder endogene Allergene, insbesondere gegen Milbenproteine in Hausstaub und Tierschuppen, Störung des Immunsystems mit Überwiegen der Immunantwort von TH2-Zellen u.a.) und durch nichtimmunologische Faktoren (vor allem psycho- und neurovegetative Störungen, Fettstoffwechselstörungen der Haut, bakterielle Infektionen ekzematöser Hautpartien, hautirritierende Kleidung, trockenes, kühles Klima); tritt bei einem Teil der Patienten in Kombination mit verschiedenen Formen der Atopie auf. Die Disposition wird vermutlich polygen vererbt.

Klinik:
Beginn meist im frühen Kleinkindesalter mit Juckreiz, Rötung, Schuppung, Nässen und Krustenbildung v.a. an den Wangen und dem behaarten Kopf (sog. Milchschorf); immer häufiger Beginn auch im Erwachsenenalter; nach dem 2. Lebensjahr. entspricht das klinische Bild dem beim Erwachsenen, im Kindesalter sind jedoch zunächst meist die Streckseiten, später die Gelenkbeugen (Eczema flexurarum) und häufig das Gesäß, beim Erwachsenen neben den Gelenkbeugen v.a. Gesicht, Hals, Nacken, Schulter und Brust die häufigsten Lokalisationen der Hautveränderungen. Ein weißer Dermographismus ist auslösbar. Die Haut ist insgesamt durch eine Unterfunktion der Talg- (Sebostase) und Schweißdrüsen (Hypohidrose) glanzlos und trocken, ihr Oberflächenrelief in chronisch betroffenen Hautarealen vergröbert (Lichenifikation); Ichthyosis vulgaris bei ca. 50% der Patienten. Die Nägel sind meist durch ständiges Kratzen abgenutzt und glänzend, die Augenbrauen seitlich ausgedünnt; selten Katarakt (Cataracta syndermatotica). Im Blut häufig starke Erhöhung der IgE-Konzentration und Eosinophilie. Beeinflussung des Krankheitsbildes durch psychische (z.B. Stress) und Umweltfaktoren (Allergene, Pseudoallergene, Verschlechterung im Winter und Frühjahr). Mit zunehmendem Alter nimmt die Intensität des atopischen Ekzems ab; es verschwindet oft vollkommen um das 30. Lebensjahr.

Komplikationen:
Bakterielle (Pyodermien) und virale Sekundärinfektionen (Ekzema herpeticatum, Ekzema molluscatum, Ekzema verrucatum). Bei akuter Verschlechterung ist eine Kontaktallergie auszuschließen (Hauttestung).

Therapie:
Topisch antiinflammatorisch und immunmodulatorisch wirkende halbfette oder fette Externa mit Tacrolimus, Pimecrolimus (TIM), Glukokortikoiden (cave: chronische Hautschäden, Cushing-ähnliche Symptome durch systemische Absorption bei Dauertherapie oder Überdosierung), evtl. Teeren und Farbstoffen (wirksam, jedoch aufgrund möglicher Langzeitschäden umstritten); Meiden möglicher auslösender Faktoren (z.B. Milbenkotallergene), individuelle Pflege und Schutz der trockenen Haut, Hydrotherapie (Öl- und Teerbäder), Klimatherapie (Gebirgs- oder Meeresklima), individuelle Diät bei Nahrungsmittelallergien.